Suchen
Login
Anzeige:
Mo, 29. Mai 2023, 4:49 Uhr

26 Dividendenaktien untersucht


02.03.20 11:10
Heibel-Ticker

Berlin (www.aktiencheck.de) - Im ersten Teil der Dividendensuche widmen wir uns 26 deutschen Dividendenaktien, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker".

Es gebe Dividendenrenditen, die seien "noch" hoch. Das liege häufig daran, dass das zugrundeliegende Geschäft eine so hohe Dividende nicht nachhaltig sichere. Stephan Heibel möchte gerne Dividendenaktien von Unternehmen mit Umsatzwachstum, die Dividende sollte den Jahresgewinn nicht übersteigen und sollte aus dem Cashflow ausbezahlt werden können. Erst wenn diese Kriterien erfüllt seien, schaue er sich die Bewertung der Aktie und das Geschäftsmodell selbst an.

Auf dem Finanzportal "Finanzen.net" finde man alle erforderlichen Kennzahlen, Stephan Heibel gehe das Ganze mal Anhand von freenet durch:

1. Dividendenrendite über 3%, damit es sich lohne

freenet (ISIN DE000A0Z2ZZ5/ WKN A0Z2ZZ) möchte für 2019 eine Dividende von 1,65 Euro je Aktie ausschütten, das entspreche bei heutigem Kursniveau 9% Dividendenrendite. Stephan Heibel würde sagen, das lohne sich.

Aus seiner Liste von 26 Dividendenaktien, die ihm von seinen Kunden vorgeschlagen worden seien, würden Bechtle (ISIN DE0005158703/ WKN 515870) (0,9%), METRO (ISIN DE000BFB0019/ WKN BFB001) (1,6%), SAP (ISIN DE0007164600/ WKN 716460) (1,4%) und Wacker Chemie (ISIN DE000WCH8881/ WKN WCH888) (2%) durch dieses Raster fallen.

2. Dividendenhöhe kleiner als Gewinn

Stephan Heibel möchte nicht, dass sein Dividendenunternehmen mehr Geld an seine Aktionäre ausschütte, als es Gewinn mache. Denn wenn die Dividende nicht durch den Unternehmensgewinn gedeckt sei, dann sei absehbar, dass irgendwann mal weniger, und nicht mehr, ausgeschüttet werde. Der Gewinn je Aktie liege bei freenet bei 1,77 Euro, damit werde nur 92% des Gewinns ausgeschüttet. Das reiche gerade so. freenet habe im abgelaufenen Jahr einige Katastrophen zu verkraften, daher sei es in seinen Augen erstaunlich, dass die hohe Dividende noch immer vom Gewinn gedeckt sei.

Aus seiner Liste von 26 Dividendenaktien, die ihm von seinen Kunden vorgeschlagen worden seien, würden Bijou Brigitte (ISIN DE0005229504/ WKN 522950) (109%), Aurelius (ISIN DE000A0JK2A8/ WKN A0JK2A) (144%), Deutsche EuroShop (ISIN DE0007480204/ WKN 748020) (101%), Axel Springer (ISIN DE0005501357/ WKN 550135) (109), Covestro (ISIN DE0006062144/ WKN 606214) (128%) und Bet-at-Home (ISIN DE000A0DNAY5/ WKN A0DNAY) (129%) durchs Raster fallen.

3. Dividendenhöhe kleiner als Cashflow

Wenn die Dividende nicht vom Cashflow gedeckt sei, dann müsse das Unternehmen irgendwann neue Finanzierungen eingehen, um das nötige Bargeld für die Ausschüttung zu holen. Das gefalle einem Aktionär nicht, denn entweder das Unternehmen gehe Kreditverpflichtungen ein, die nicht als Investition, sondern als Konsum zu sehen seien, oder aber es würden neue Aktien ausgegeben, die den Anteil am, Gewinn verwässern würden.

Bei freenet sei der Cashflow bei 2,42 Euro je Aktie, es würden also nur 68% vom Cashflow für die Ausschüttung benötigt.

Mit Ausnahme von Bet-at-Home gebe es unter meinen 26 Dividendentiteln kein Unternehmen, das gerne mehr ausschütten möchte, als es verfügbar habe. Bei Bet-at-Home habe dieses Vorgehen einen guten Grund: Das Unternehmen habe aus einigen historischen Transaktionen über "zu viel" Cash verfügt und habe daher über mehrere Jahre mehr ausgeschüttet als rein gekommen sei. Doch diese Zeit nähere sich dem Ende, da der aktuelle Cash-Level nun ein Niveau erreiche, das vom Unternehmen selbst als vernünftig bezeichnet werde. Die hohe Dividende müsste künftig also aus dem Gewinn und Cashflow gedeckt sein, doch das sei derzeit nicht absehbar.

4. Umsatzwachstum müsse vorhanden sein

In der Wirtschaft, wie man sie kenne, laufe nichts ohne Wachstum. Neue Geschäftsbereiche würden mit Wachstumsraten von 20% und mehr erobert. Entsprechende Unternehmen würden in der Regel keine Dividende ausschütten, sondern würden den gesamten Gewinn in das weitere Wachstum investieren. Wenn der Kuchen verteilt sei, gehe es um Gewinnmaximierung. Und daran sollten dann die Aktionäre unter anderem in Form von Dividenden teilhaben.

Doch die Welt stehe nicht still und Unternehmen, die nicht weiter wachsen würden, würden häufig ihren wachsenden Altlasten erliegen. Wachstum sei daher auch für Dividendenaktien gesund. Rückläufige Umsätze hingegen würden zu Problemen führen, mit denen man sich bei einem Dividendenunternehmen lieber nicht beschäftigen möchte.

Bei freenet sei das Umsatzwachstum sehr klein, im Jahr 2019 seien es gerade mal 1,2% gewesen.

Mit Ausnahme von der Deutschen EuroShop (-0,2%) würden alle 26 Dividendenaktien über ein - wenn auch kleines - Umsatzwachstum zwischen 0,3% (Dt. Pfandbriefbank (ISIN DE0008019001/ WKN 801900)) und 7,4% (SAP (ISIN DE0007164600/ WKN 716460)) verfügen.

5. Dividendenwachstum sollte vorhanden sein

Ideal sei natürlich, wenn sowohl Aktie als auch Dividende über die Zeit ansteigen würden. Damit profitiere man von (moderatem) Aktienkurswachstum und von einer ansteigenden Dividende, sodass sowohl Vermögen als auch Auszahlung mit der Inflation mindestens Schritt halten würden. Als Kriterium schaue sich Stefan Heibel die zehn vorangegangenen Jahre an und schaue, wie oft eine Dividendenerhöhung vorgenommen worden sei. Es sollten schon mindestens vier gewesen sein, wobei eine Dividendenkürzung in meinen Augen ein K.O. Kriterium sei.

freenet habe acht Mal die Dividende erhöht.

Spätestens hier trenne sich die Spreu vom Weizen: Die Dividenden der folgenden Unternehmen seien zuletzt rückläufig gewesen: Dt. Telekom (ISIN DE0005557508/ WKN 555750), Dt. Pfandbriefbank, Aareal Bank (ISIN DE0005408116/ WKN 540811), Wacker Chemie, Bijou Brigitte, Aurelius, ProSiebenSat.1 (ISIN DE000PSM7770/ WKN PSM777) und Telefónica (ISIN DE000A1J5RX9/ WKN A1J5RX). Die Dividendenentwicklung der Dt. Lufthansa (ISIN DE0008232125/ WKN 823212) und von METRO würde Stefan Heibel als wackelig bezeichnen, denn die Dividendenhöhe sei in den vergangenen zehn Jahren mal raus, mal runter geschwankt. Dürr (ISIN DE0005565204/ WKN 556520) habe acht Dividendenerhöhungen in Folge, bevor 2018 die Dividende habe gekürzt werden müssen.

6. Visibilität

Stefan Heibel möchte das Geschäft des Unternehmens verstehen, damit er beurteilen könne, ob die schöne Dividende auch in ein oder zwei Jahren noch ausgeschüttet werden könne. Es gebe Unternehmen, die würden ihre Dividende stets nach der Dividende des Vorjahres richten und sich bemühen, diese mindestens zu halten und regelmäßig zu erhöhen. Andere Unternehmen würden stets einen bestimmten Anteil des Gewinns ausschütten, Dürr schütte bspw. stets 30 bis 40% des Gewinns aus. Bei Wacker Chemie seien es stets etwa 50%.

freenet sei ein Telekomprovider ohne eigenes Mobilfunknetz und habe sein Geschäft in den vergangenen Jahren stark auf post-paid Kunden umgestellt. Vertragskunden also, die ihre Telefonrechnung am Ende des Monats bezahlen würden. Das sei so etwas wie ein Abonnement mit nur einem kleinen Teil variabler Einnahmen, das gefallt dem Experten gut. Da würden auch in einer 5G-Welt entsprechende Nischen für freenet zu finden sein.

Im Gegensatz dazu würde der Experte Aurelius als nicht besonders transparent bezeichnen: Das Unternehmen beziehe seinen Gewinn aus Unternehmensbeteiligungen. Würden Unternehmensbeteiligungen mit Gewinn abgestoßen, komme es zu einer Sonderdividende. Im Umkehrschluss könnten Investitionen auch mal zu einer rückläufigen Dividende führen. Dahinter würden eher Managemententscheidungen und nicht etwa eine vorhersehbare Geschäftsentwicklung stecken. In der Vergangenheit habe das Management verlässlich agiert, doch das reichte nicht für eine Dividendenkontinuität.

Damit würden die folgenden Dividendenaktien übrig bleiben: BASF (ISIN DE000BASF111/ WKN BASF11) und Bayer (ISIN DE000BAY0017/ WKN BAY001), Allianz (ISIN DE0008404005/ WKN 840400) und Münchener Rück (ISIN DE0008430026/ WKN 843002), freenet, HUGO BOSS (ISIN DE000A1PHFF7/ WKN A1PHFF) und die Deutsche Post (ISIN DE0005552004/ WKN 555200). Stefan Heibel werde mal drei Wettbewerbe ausrufen: Bayer-BASF, Allianz-Münchener Rück und freenet-HUGO BOSS-Dt. Post.

BASF vs. Bayer

1. Dividendenrendite
BASF 5,3%
Bayer 4,0%
1:0 für BASF

2. Gewinnquote
BASF 94%
Bayer 67%
Ausgleich

3. Cashflowquote
BASF 45%
Bayer 35%
2:1 für Bayer

4. Umsatzwachstum
BASF 3,6%
Bayer 3,3%
Ausgleich

5. Dividendenwachstum
BASF 10 Dividendenerhöhungen in Folge
Bayer ebenfalls
Weiterhin Gleichstand

6. Visibilität

Bayer müsse sich derzeit gegen 48.000 Klagen stemmen, weitere Problemfelder seien in den vergangenen Tagen sichtbar geworden. Das klinge nicht gerade attraktiv. BASF sei ein zyklischer Chemiekonzern, der eng mit der Industrie verzahnt sei. Stefan Heibel würde sagen, man könne zwischen diesen beiden Aktien eine Münze werfen. Er würde sich für BASF entscheiden, weil Bayer nach der Monsanto-Übernahme einen riesigen Schuldenberg vor sich her schiebe. Für einen Dividendentitel sei ihm die deutlich solidere Bilanz von BASF lieber.

Allianz vs. Münchener Rück

1. Dividendenrendite
Allianz 4,5%
Münchener Rück 3,7%
1:0 für die Allianz

2. Gewinnquote
Allianz 51%
Münchener Rück 50%
Ausgleich

3. Cashflowquote
Allianz 52%
Münchener Rück 53%
2:1 für die Allianz

4. Umsatzwachstum
Allianz 2,9%
Münchener Rück 2,2%
3:1 für die Allianz

5. Dividendenwachstum
Allianz 8 Dividendenerhöhungen in den vergangenen 10 Jahren
Münchener Rück ebenfalls
Weiterhin 3:1 für die Allianz

6. Visibilität

Die Allianz hänge am Endkunden, die Münchener Rück hänge an Geschäftskunden wie der Allianz. Stefan Heibel gefalle das Geschäft der Versicherung von Versicherungen besser, da hier Profis die Risiken objektiv berechnen und bepreisen könnten. Im Endkundengeschäft gebe es einen Wettbewerb, der auch schon mal "schlechte" Geschäfte erfordert. Er gebe diesen Punkt also der Münchener Rück, es stehe nun 3:2 für die Allianz. Die Allianz sei der Sieger.

freenet vs. HUGO BOSS vs. Dt. Post

1. Dividendenrendite
freenet 9%
HUGO BOSS 6,3%
Dt. Post 4,0%
1 Punkt für Freenet

2. Gewinnquote
freenet 92%
HUGO BOSS 78%
Dt. Post 52%
1 Punkt für die Dt. Post

3. Cashflowquote
freenet 70%
HUGO BOSS 51%
Dt. Post 26%
Ein weiterer Post für die Dt. Post = 2 Punkte

4. Umsatzwachstum
freenet 1,2%
HUGO BOSS 3,4%
Dt. Post 3,4%
Je 1 Punkt für HUGO BOSS (1) und Dt. Post (3)

5. Dividendenwachstum
freenet acht Dividendenerhöhungen in den vergangenen zehn Jahren
HUGO BOSS 3
Dt. Post 6
1 Punkt für freenet (2)

6. Visibilität

freenet verfüge mit dem Abomodell über ein Geschäftsmodell mit sehr großer Visibilität, allerdings sei der Wechsel auf das 5G-Netz mit einer gewissen Unsicherheit verknüpft. Die Dt. Post sei Protegé der "Heim-Ökonomie", immer mehr Menschen würden ihre Einkäufe von zu Hause aus erledigen und sich beliefern lassen. Der Markt sei groß genug für einen weiteren Anbieter wie Amazon, die in den Markt drängen würden. Dennoch führe dieser Schritt zu einem schärferen Wettbewerb. HUGO BOSS habe natürlich das Modeproblem: Treffe die nächste Kollektion den Zeitgeist?

Stefan Heibel würde den Punkt für Visibilität an die Deutsche Post vergeben. Damit habe er ein Ergebnis: Die Deutsche Post gewinne mit 4 Punkten vor freenet mit 2 und HUGO BOSS mit einem Punkt.

FAZIT: Ein guter Zeitpunkt, langfristige Dividendenpositionen zu eröffnen.

Man habe es vermutlich gemerkt: die sieben Aktien, die in die Endausscheidung gekommen seien, könne man alle nehmen. Es sei wohl ein wenig Geschmackssache, welche Titel man davon ins Portfolio holen wolle.

Mit der Allianz und der Münchener Rück habe man Finanztitel, die sich bislang gegen das Niedrigzinsniveau erfolgreich hätten wehren können. Mit BASF und Bayer habe man zwei deutsche Traditionsunternehmen, die seit Jahrzehnten bereits für Dividendenfreude sorgen würden: Beide Titel hätten sich im insgesamt vier Titel umfassenden Depot der Großtante befunden, die 104 Jahre alt geworden sei und niemals finanzielle Probleme gehabt habe. Mit freenet, der Deutschen Post und HUGO BOSS hole man Unternehmen ins Portfolio, die sich als agil erwiesen hätten und im Wettbewerb eins ums andere hätten bestehen können. (Ausgabe 9 vom 28.02.2020) (02.03.2020/ac/a/m)




 
Werte im Artikel
-    plus
0,00%
7,20 minus
-2,70%