Boom oder Doom: Ist bald Schluss mit der Kursparty?
30.04.21 12:40
LYNX Broker
Berlin (www.aktiencheck.de) - Crashprophet Harry Dent warnt in einem vielbeachteten Artikel auf der Webseite Thinkadvisor.com vor "dem größten Crash aller Zeiten" und "dem nächsten großen wirtschaftlichen Abschwung", so die Experten von LYNX Broker.
Ein großer Kollaps stehe bevor und es könne "die Hölle" werden. Auch einen Zeitplan habe er vorgegeben: Spätestens Ende Juni solle es soweit sein. Das klinge dramatisch und er sei längst nicht der einzige, der aktuell vor einem Crash warne, auch wenn er mit seiner Deadline hervorsteche. Wer all diese düsteren Prognosen lese, könne es durchaus mit der Angst zu tun bekommen, aber was sei dran an all diesen Prophezeiungen vom Ende des Bullenmarkts?
Sascha Sadowski, Marktexperte beim Online-Broker LYNX, sage dazu: "Natürlich sind die Argumente dieser Crashpropheten schlüssig, nachvollziehbar und häufig auch mathematisch fundiert. Wenn wir uns die Märkte aktuell ansehen, gibt es auch tatsächlich einige Warnsignale, die man nicht außer Acht lassen darf." Als Beispiel führe er den Buffett-Indikator an. Dieser berechne sich aus der gesamten Marktkapitalisierung der börsennotierten Unternehmen im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt.
"Seit 2013 liegt der Buffett-Indikator über der 1,0-Linie, was bedeutet, dass der Wert der börsennotierten Unternehmen über dem der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes liegt. Durch die Pandemie und die damit verbundene lockere Geldpolitik ist dieser Wert nun noch einmal nach oben geschnellt und lag Ende 2020 bei 1,86 - dem höchsten Wert der letzten 50 Jahre. Historisch betrachtet ist eine derartige Überbewertung kein gutes Zeichen, denn wann immer das Verhältnis auch nur annährend so hoch lag, folgte der Crash auf dem Fuße. Andererseits lag er auch noch nie so lange auf einem solch hohen Level und auch die Gesamtsituation mit den Auswirkungen der Pandemie ist eine nie dagewesene, daher ist es schwer, Rückschlüsse aus der Vergangenheit für die Zukunft zu ziehen."
Hinzu komme seiner Meinung nach auch ein gewisses Verlangen nach Aufmerksamkeit bei den allzu pessimistischen Prognosen. "Natürlich wird eine Warnung vor dem größten Crash aller Zeiten in weniger als zwei Monaten mehr Aufmerksamkeit erregen als eine vorsichtige Prognose, dass man sich vielleicht auf weniger stark steigende oder gar sinkende Kurse in den nächsten Jahren vorbereiten sollte. Das hat einfach psychologische Gründe: Der Mensch wird von Gefahr stärker getriggert als von guten Nachrichten. Und natürlich sollten uns auch die Zahlen und Indikatoren zu denken geben, die die Crash-Warnungen stützen. Ob sie allerdings recht behalten, insbesondere was den Zeitplan anbelangt, steht noch auf einem anderen Blatt."
Für Sadowski liege die Wahrheit irgendwo zwischen Boom und Doom: "Die düsteren Prognosen der Crashpropheten sind natürlich interessant zu lesen, aber man sollte sie genauso hinterfragen wie die übertrieben optimistischen Vorhersagen von Vertrieblern von Finanzprodukten. Am Ende wird alleine der Markt die Entscheidung fällen, in welche Richtung er sich bewegt. Wer hier auf die Signale achtet, die einem Crash in den meisten Fällen vorausgehen, sollte im Normalfall weitgehend unbeschadet aus der Sache herauskommen. Bereits vor Jahren hat der Autor und Gründer der Vermögensverwaltung Cambria Investment Management Mebane Faber in Analysen herausgefunden, dass man sich aus den Märkten zurückziehen sollte, wenn der 200-Tage-Gleitende Durchschnitt unterschritten wird. Lediglich beim Ein-Tages-Crash 1987 hat dieses System aufgrund der Kürze der Zeit nicht funktioniert. Im März 2020 hingegen hätte man sich nach dieser Regel am 2. März aus dem S&P 500 zurückgezogen und so den großen Absturz umgangen. Zurückgekehrt wäre man am 1. Juni, als der Markt wieder über die 200-Tage-Linie stieg. Eine Garantie, dass das System auch in Zukunft funktioniert gibt es allerdings nicht, denn wie alle Regeln basiert es auf vergangenen Erfahrungswerten - und diese lassen sich nun einmal nicht 1:1 auf die Zukunft übertragen." (30.04.2021/ac/a/m)
Ein großer Kollaps stehe bevor und es könne "die Hölle" werden. Auch einen Zeitplan habe er vorgegeben: Spätestens Ende Juni solle es soweit sein. Das klinge dramatisch und er sei längst nicht der einzige, der aktuell vor einem Crash warne, auch wenn er mit seiner Deadline hervorsteche. Wer all diese düsteren Prognosen lese, könne es durchaus mit der Angst zu tun bekommen, aber was sei dran an all diesen Prophezeiungen vom Ende des Bullenmarkts?
"Seit 2013 liegt der Buffett-Indikator über der 1,0-Linie, was bedeutet, dass der Wert der börsennotierten Unternehmen über dem der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes liegt. Durch die Pandemie und die damit verbundene lockere Geldpolitik ist dieser Wert nun noch einmal nach oben geschnellt und lag Ende 2020 bei 1,86 - dem höchsten Wert der letzten 50 Jahre. Historisch betrachtet ist eine derartige Überbewertung kein gutes Zeichen, denn wann immer das Verhältnis auch nur annährend so hoch lag, folgte der Crash auf dem Fuße. Andererseits lag er auch noch nie so lange auf einem solch hohen Level und auch die Gesamtsituation mit den Auswirkungen der Pandemie ist eine nie dagewesene, daher ist es schwer, Rückschlüsse aus der Vergangenheit für die Zukunft zu ziehen."
Hinzu komme seiner Meinung nach auch ein gewisses Verlangen nach Aufmerksamkeit bei den allzu pessimistischen Prognosen. "Natürlich wird eine Warnung vor dem größten Crash aller Zeiten in weniger als zwei Monaten mehr Aufmerksamkeit erregen als eine vorsichtige Prognose, dass man sich vielleicht auf weniger stark steigende oder gar sinkende Kurse in den nächsten Jahren vorbereiten sollte. Das hat einfach psychologische Gründe: Der Mensch wird von Gefahr stärker getriggert als von guten Nachrichten. Und natürlich sollten uns auch die Zahlen und Indikatoren zu denken geben, die die Crash-Warnungen stützen. Ob sie allerdings recht behalten, insbesondere was den Zeitplan anbelangt, steht noch auf einem anderen Blatt."
Für Sadowski liege die Wahrheit irgendwo zwischen Boom und Doom: "Die düsteren Prognosen der Crashpropheten sind natürlich interessant zu lesen, aber man sollte sie genauso hinterfragen wie die übertrieben optimistischen Vorhersagen von Vertrieblern von Finanzprodukten. Am Ende wird alleine der Markt die Entscheidung fällen, in welche Richtung er sich bewegt. Wer hier auf die Signale achtet, die einem Crash in den meisten Fällen vorausgehen, sollte im Normalfall weitgehend unbeschadet aus der Sache herauskommen. Bereits vor Jahren hat der Autor und Gründer der Vermögensverwaltung Cambria Investment Management Mebane Faber in Analysen herausgefunden, dass man sich aus den Märkten zurückziehen sollte, wenn der 200-Tage-Gleitende Durchschnitt unterschritten wird. Lediglich beim Ein-Tages-Crash 1987 hat dieses System aufgrund der Kürze der Zeit nicht funktioniert. Im März 2020 hingegen hätte man sich nach dieser Regel am 2. März aus dem S&P 500 zurückgezogen und so den großen Absturz umgangen. Zurückgekehrt wäre man am 1. Juni, als der Markt wieder über die 200-Tage-Linie stieg. Eine Garantie, dass das System auch in Zukunft funktioniert gibt es allerdings nicht, denn wie alle Regeln basiert es auf vergangenen Erfahrungswerten - und diese lassen sich nun einmal nicht 1:1 auf die Zukunft übertragen." (30.04.2021/ac/a/m)