Keine chinesischen Unternehmen mehr an amerikanischen Börsen?
27.08.21 14:40
LYNX Broker
Berlin (www.aktiencheck.de) - Auch chinesische Unternehmen wollen vom Boom an den amerikanischen Börsen profitieren und so Geld von institutionellen und privaten Anlegern einsammeln, so die Experten von LYNX Broker.
Dabei gebe es nur ein Problem: Die chinesische Regierung erlaube keine ausländischen Investoren in bestimmten Schlüsselbranchen wie dem Technologiesektor. Chinesische Unternehmen, die diese strengen Regeln umgehen wollten, würden sich daher bereits seit langem eines Tricks bedienen: Sie würden sogenannte Variable Interest Entities, kurz VIEs, nutzen, die dann an amerikanischen Börsen gelistet würden. Dabei handele es sich jedoch lediglich um Briefkastenfirmen, oft mit Sitz auf den Cayman-Inseln, nicht etwa um das eigentliche, chinesische Unternehmen selbst. Mit den eigentlichen Unternehmen hätten die VIEs lediglich Verträge über Anteile am Profit der Muttergesellschaft, deren Durchsetzung jedoch schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sei, sollte es zu Unstimmigkeiten oder neuen politischen Vorgaben aus Peking kommen.
Für Sascha Sadowski seien VIEs eine überaus clevere Konstruktion: "Diese Briefkastenfirmen sind für chinesische Unternehmen eine tolle Sache: Man kann Aktien amerikanischen Anlegern als Investition in ein chinesisches Unternehmen verkaufen und gleichzeitig der Regierung in Peking versichern, dass man ja keine ausländischen Investoren habe. Das Problem ist nur: Streng genommen sind VIEs nach chinesischem Recht illegal, auch wenn sie bislang toleriert wurden, vermutlich weil sie Chinas Wachstum durch frisches Geld fördern, den Geldgebern dabei aber keinerlei Mitsprache- oder Kontrollrecht einräumen."
Insbesondere dieser letzte Punkt dürfte einer der Hauptgründe sein, warum die amerikanische Finanzaufsicht SEC der Praxis der VIE-Börsengänge jetzt einen Riegel vorschieben wolle. Er habe die Mitarbeiter der SEC beauftragt, sicherzustellen, dass Unternehmen klar und offen kommunizieren würden, dass man eigentlich in eine Briefkastenfirma auf den Caymans investiert, habe der Vorsitzende der SEC Gary Gensler gerade erst in einer Videobotschaft gesagt, verbunden mit dem Hinweis, dass man vorerst eine Pause bei der Genehmigung neuer IPOs von chinesischen Unternehmen an US-Börsen einlegen wolle. Auch sollten Anwärter für ein IPO in den USA aus dem Reich der Mitte künftig eine Genehmigung der chinesischen Regierung vorlegen, dass diese dem Listing zugestimmt habe.
Für Sadowski sei das nicht überraschend, denn bereits in der Vergangenheit sei es zu größeren Problemen mit VIE-Strukturen gekommen. "Ein prominentes Beispiel ist Yahoo, das Mitte der 2000er Jahre über ein VIE in den chinesischen Marktplatz Alibaba investiert hat und dem dieses Engagement am Ende gewaltig auf die Füße gefallen ist, als der Gründer Jack Ma von Alibaba auf die Idee kam, sein Unternehmen umzustrukturieren. Dabei wurde der lukrative Bezahldienst Alipay in ein anderes Unternehmen ausgegliedert, ohne dass Yahoo oder andere Aktionäre irgendetwas dagegen unternehmen konnten. Sie hielten nämlich nur Aktien von der VIE, nicht von Alibaba selbst. Hinzu kommt, dass nicht nur die Unternehmen selbst keiner Kontrolle durch die Aktionäre unterliegen, sondern auch die Regierung in Peking sich einmischen und die eigentlich illegale Praxis der VIEs unterbinden könnte. Ausländische Investoren hätten in diesem Fall keinerlei Handhabe, um sich zu wehren."
Doch obwohl die Gefahr, dass die chinesische Regierung Schritte gegen VIEs unternehme, durchaus real sei, sehe Sadowski aktuell eine größere Bedrohung in den Ankündigungen der amerikanischen SEC und einem neuen Gesetz, dem Holding Foreign Companies Accountable Act. "Dieses neue Gesetz wurde in den letzten Monaten der Trump-Regierung verabschiedet und soll insbesondere chinesische Unternehmen sanktionieren, die sich erfahrungsgemäß nur selten an die gesetzliche Vorgabe gehalten haben, dass öffentlich gehandelte Unternehmen sich einer Prüfung durch das Public Company Accountability Oversight Board unterziehen müssen. Mit dem neuen Gesetz resultiert dieses Verhalten nach drei Jahren darin, dass das entsprechende Unternehmen von US-Börsen ausgeschlossen wird. Bei aktuell rund 250 chinesischen Firmen mit einer Marktkapitalisierung von 2,1 Billionen US-Dollar, die derzeit an amerikanischen Börsenplätzen gelistet sind, könnte das extreme Auswirkungen sowohl auf die chinesischen Unternehmen als auch auf amerikanische Anleger haben." (27.08.2021/ac/a/m)
Dabei gebe es nur ein Problem: Die chinesische Regierung erlaube keine ausländischen Investoren in bestimmten Schlüsselbranchen wie dem Technologiesektor. Chinesische Unternehmen, die diese strengen Regeln umgehen wollten, würden sich daher bereits seit langem eines Tricks bedienen: Sie würden sogenannte Variable Interest Entities, kurz VIEs, nutzen, die dann an amerikanischen Börsen gelistet würden. Dabei handele es sich jedoch lediglich um Briefkastenfirmen, oft mit Sitz auf den Cayman-Inseln, nicht etwa um das eigentliche, chinesische Unternehmen selbst. Mit den eigentlichen Unternehmen hätten die VIEs lediglich Verträge über Anteile am Profit der Muttergesellschaft, deren Durchsetzung jedoch schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sei, sollte es zu Unstimmigkeiten oder neuen politischen Vorgaben aus Peking kommen.
Insbesondere dieser letzte Punkt dürfte einer der Hauptgründe sein, warum die amerikanische Finanzaufsicht SEC der Praxis der VIE-Börsengänge jetzt einen Riegel vorschieben wolle. Er habe die Mitarbeiter der SEC beauftragt, sicherzustellen, dass Unternehmen klar und offen kommunizieren würden, dass man eigentlich in eine Briefkastenfirma auf den Caymans investiert, habe der Vorsitzende der SEC Gary Gensler gerade erst in einer Videobotschaft gesagt, verbunden mit dem Hinweis, dass man vorerst eine Pause bei der Genehmigung neuer IPOs von chinesischen Unternehmen an US-Börsen einlegen wolle. Auch sollten Anwärter für ein IPO in den USA aus dem Reich der Mitte künftig eine Genehmigung der chinesischen Regierung vorlegen, dass diese dem Listing zugestimmt habe.
Für Sadowski sei das nicht überraschend, denn bereits in der Vergangenheit sei es zu größeren Problemen mit VIE-Strukturen gekommen. "Ein prominentes Beispiel ist Yahoo, das Mitte der 2000er Jahre über ein VIE in den chinesischen Marktplatz Alibaba investiert hat und dem dieses Engagement am Ende gewaltig auf die Füße gefallen ist, als der Gründer Jack Ma von Alibaba auf die Idee kam, sein Unternehmen umzustrukturieren. Dabei wurde der lukrative Bezahldienst Alipay in ein anderes Unternehmen ausgegliedert, ohne dass Yahoo oder andere Aktionäre irgendetwas dagegen unternehmen konnten. Sie hielten nämlich nur Aktien von der VIE, nicht von Alibaba selbst. Hinzu kommt, dass nicht nur die Unternehmen selbst keiner Kontrolle durch die Aktionäre unterliegen, sondern auch die Regierung in Peking sich einmischen und die eigentlich illegale Praxis der VIEs unterbinden könnte. Ausländische Investoren hätten in diesem Fall keinerlei Handhabe, um sich zu wehren."
Doch obwohl die Gefahr, dass die chinesische Regierung Schritte gegen VIEs unternehme, durchaus real sei, sehe Sadowski aktuell eine größere Bedrohung in den Ankündigungen der amerikanischen SEC und einem neuen Gesetz, dem Holding Foreign Companies Accountable Act. "Dieses neue Gesetz wurde in den letzten Monaten der Trump-Regierung verabschiedet und soll insbesondere chinesische Unternehmen sanktionieren, die sich erfahrungsgemäß nur selten an die gesetzliche Vorgabe gehalten haben, dass öffentlich gehandelte Unternehmen sich einer Prüfung durch das Public Company Accountability Oversight Board unterziehen müssen. Mit dem neuen Gesetz resultiert dieses Verhalten nach drei Jahren darin, dass das entsprechende Unternehmen von US-Börsen ausgeschlossen wird. Bei aktuell rund 250 chinesischen Firmen mit einer Marktkapitalisierung von 2,1 Billionen US-Dollar, die derzeit an amerikanischen Börsenplätzen gelistet sind, könnte das extreme Auswirkungen sowohl auf die chinesischen Unternehmen als auch auf amerikanische Anleger haben." (27.08.2021/ac/a/m)