OPEC+ geht auf offene Konfrontation
07.10.22 11:10
Heibel-Ticker
Berlin (www.aktiencheck.de) - Die OPEC+ hat die Reduktion der täglichen Ölfördermenge von 2 Mio. Fässern pro Tag beschlossen, so Stephan Heibel, Chefredakteur und Herausgeber des "Heibel-Ticker Börsenbriefs".
Das seien etwa 2% der weltweit täglich geförderten Ölmenge, die OPEC+ sei insgesamt für ein Drittel der weltweiten Förderungen verantwortlich.
Schon im Vorfeld der Entscheidung sei der Ölpreis angesprungen. Eine Reduktion des Angebots ziele natürlich auf höhere Preise ab. Nun habe man in der Vorwoche eine so pessimistische Verfassung an den Finanzmärkten gemessen, dass eine heftige Gegenreaktion zu erwarten gewesen sei. Witzigerweise habe der steigende Ölpreis die Gegenbewegung noch befeuert. Denn insbesondere bei fest hinterlegten Handelsalgorithmen gelte ein steigender Ölpreis als Indikator für eine gesunde Konjunktur. Und da die Algorithmen nicht berücksichtigten, dass der Preisanstieg durch eine Angebotsreduktion erzeugt worden sei und nicht etwa durch eine gesunkene Rezessionsgefahr, seien die Aktienmärkte über nunmehr drei Tage heftig angesprungen.
Es werde noch witziger: Die Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag sei gar nicht so drastisch, wie es die absoluten Zahlen zunächst vermuten lassen würden: Durch die geopolitischen Spannungen würden einige der OPEC+-Länder ohnehin nicht mehr so viel Öl fördern wie ihnen die Quoten zugestehen würden. Insbesondere in Russland sei die Förderung deutlich zurückgegangen. Die nun offiziell verabschiedete Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag spiegele somit zum Teil lediglich die Realität der vergangenen Monate wider.
Dennoch sei US-Präsident Joe Biden Berichten zufolge wütend und überlege nun, OPEC-Mitglied Venezuela um eine Fördererhöhung zu bitten. Man sollte wissen, dass sich die USA und Venezuela spinnefeind seien. Doch mehr als den "Failed State" Venezuela fürchte Biden den Widerstand der heimischen Klima-Aktivisten, die jede neue Pipeline im eigenen Land kritisieren würden.
Es sei ja nicht so, dass die USA nicht ihre Fördermenge ausweiten könnten. Es sei jedoch so, dass die Ölunternehmen das nicht möchten. Einmal mehr werde uns anschaulich vor Augen geführt, dass die westliche Politik viele ihrer Klimaversprechen auf dem Rücken von Drittländern (häufig Schwellenländer) umsetze, um dann in Festvorträgen die Systeme der Drittländer zu verurteilen. Das gelte übrigens auch für die Energiepolitik Deutschlands. Die Drittländer würden diese Doppelzüngigkeit offensichtlich nicht mehr tolerieren.
So werde der Westen nun gezwungen, die eigenen Versprechen selber umzusetzen: Durch hohe Investitionen in neue Technologien, durch Gesetze und Verbote und schließlich auch durch Verzicht. Natürlich sei man bemüht, den Verzicht so gering wie möglich zu halten, sonst würden Unruhen drohen. Man dürfe gespannt sein.
Was man diese Woche gesehen habe, sei also nicht viel mehr als eine Gegenbewegung nach den heftigen Ausverkäufen der vergangenen Wochen gewesen. Eine Gegenbewegung beginne in der Regel mit Shorteindeckungen. Das seien Spekulanten, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt hätten. Sie würden ihre Leerpositionen eindecken, indem sie Aktien zurückkaufen würden, was eine Gegenbewegung auslösen könne.
Nun könne man sagen, dass diese Deckungskäufe noch kein Urteil darüber seien, ob die meisten Aktien nun günstig genug für ein langfristig ausgerichtetes Depot seien. Richtig. Aber langfristig ausgerichtete Anleger würden sich wenig um das Treffen eines Korrekturtiefs kümmern, sie seien ohnehin nicht diejenigen, die einen Wendepunkt definieren würden. Es seien immer Shorteindeckungen, die einen ersten Boden erzeugen würden.
Erst in den kommenden Wochen werde man dann beurteilen können, ob es sich um einen tragfähigen Boden handele oder nicht. Dazu werde man sich die Quartalsahlen anschauen, die ab nächster Woche veröffentlicht würden. Die US-Banken würden beginnen, dann würden die Tech-Unternehmen und Einzelhändler folgen. Gleichzeitig müsse man die Konjunkturdaten beobachten, um die nächsten Schritte der Notenbanken abzuschätzen. (Ausgabe 40 vom 07.10.2022) (07.10.2022/ac/a/m)
Das seien etwa 2% der weltweit täglich geförderten Ölmenge, die OPEC+ sei insgesamt für ein Drittel der weltweiten Förderungen verantwortlich.
Schon im Vorfeld der Entscheidung sei der Ölpreis angesprungen. Eine Reduktion des Angebots ziele natürlich auf höhere Preise ab. Nun habe man in der Vorwoche eine so pessimistische Verfassung an den Finanzmärkten gemessen, dass eine heftige Gegenreaktion zu erwarten gewesen sei. Witzigerweise habe der steigende Ölpreis die Gegenbewegung noch befeuert. Denn insbesondere bei fest hinterlegten Handelsalgorithmen gelte ein steigender Ölpreis als Indikator für eine gesunde Konjunktur. Und da die Algorithmen nicht berücksichtigten, dass der Preisanstieg durch eine Angebotsreduktion erzeugt worden sei und nicht etwa durch eine gesunkene Rezessionsgefahr, seien die Aktienmärkte über nunmehr drei Tage heftig angesprungen.
Es werde noch witziger: Die Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag sei gar nicht so drastisch, wie es die absoluten Zahlen zunächst vermuten lassen würden: Durch die geopolitischen Spannungen würden einige der OPEC+-Länder ohnehin nicht mehr so viel Öl fördern wie ihnen die Quoten zugestehen würden. Insbesondere in Russland sei die Förderung deutlich zurückgegangen. Die nun offiziell verabschiedete Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag spiegele somit zum Teil lediglich die Realität der vergangenen Monate wider.
Es sei ja nicht so, dass die USA nicht ihre Fördermenge ausweiten könnten. Es sei jedoch so, dass die Ölunternehmen das nicht möchten. Einmal mehr werde uns anschaulich vor Augen geführt, dass die westliche Politik viele ihrer Klimaversprechen auf dem Rücken von Drittländern (häufig Schwellenländer) umsetze, um dann in Festvorträgen die Systeme der Drittländer zu verurteilen. Das gelte übrigens auch für die Energiepolitik Deutschlands. Die Drittländer würden diese Doppelzüngigkeit offensichtlich nicht mehr tolerieren.
So werde der Westen nun gezwungen, die eigenen Versprechen selber umzusetzen: Durch hohe Investitionen in neue Technologien, durch Gesetze und Verbote und schließlich auch durch Verzicht. Natürlich sei man bemüht, den Verzicht so gering wie möglich zu halten, sonst würden Unruhen drohen. Man dürfe gespannt sein.
Was man diese Woche gesehen habe, sei also nicht viel mehr als eine Gegenbewegung nach den heftigen Ausverkäufen der vergangenen Wochen gewesen. Eine Gegenbewegung beginne in der Regel mit Shorteindeckungen. Das seien Spekulanten, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt hätten. Sie würden ihre Leerpositionen eindecken, indem sie Aktien zurückkaufen würden, was eine Gegenbewegung auslösen könne.
Nun könne man sagen, dass diese Deckungskäufe noch kein Urteil darüber seien, ob die meisten Aktien nun günstig genug für ein langfristig ausgerichtetes Depot seien. Richtig. Aber langfristig ausgerichtete Anleger würden sich wenig um das Treffen eines Korrekturtiefs kümmern, sie seien ohnehin nicht diejenigen, die einen Wendepunkt definieren würden. Es seien immer Shorteindeckungen, die einen ersten Boden erzeugen würden.
Erst in den kommenden Wochen werde man dann beurteilen können, ob es sich um einen tragfähigen Boden handele oder nicht. Dazu werde man sich die Quartalsahlen anschauen, die ab nächster Woche veröffentlicht würden. Die US-Banken würden beginnen, dann würden die Tech-Unternehmen und Einzelhändler folgen. Gleichzeitig müsse man die Konjunkturdaten beobachten, um die nächsten Schritte der Notenbanken abzuschätzen. (Ausgabe 40 vom 07.10.2022) (07.10.2022/ac/a/m)