Schafft Venezuela das Comeback - und was würde das für den Ölpreis bedeuten?
16.04.21 11:05
LYNX Broker
Berlin (www.aktiencheck.de) - In den letzten Jahren ist die Ölförderung in Venezuela eingebrochen, so die Experten von LYNX Broker.
Seien es 2016 noch rund 2,1 Millionen Barrel pro Tag gewesen, seien 2020 nur rund 500.000 Barrel pro Tag aus dem Boden gepumpt worden, obwohl das Land über eines der größten Ölvorkommen der Welt verfüge und jeden Cent brauche, um die zusammengebrochene Wirtschaft wiederaufzubauen. Der selbsternannte Präsident Nicolas Maduro wolle den Energie-Sektor nun wieder zu alter Größe führen und die Fördermenge steigern. Fraglich sei allerdings, ob ihm das in absehbarer Zeit gelingen könne, denn es gebe einige Faktoren, die diesen Plan zum Scheitern verurteilen dürften. Aber was, wenn es doch gelinge? Was das für den Ölpreis bedeuten würde, erkläre Sascha Sadowski, Marktexperte beim Online-Broker LYNX.
"Mit dem Kollaps der Venezuelanischen Ölindustrie sind seit 2013 rund 1,9 Millionen Barrel Rohöl pro Tag vom Markt verschwunden. Trotzdem fiel der Ölpreis Ende 2014 beträchtlich. Seither versuchen ihn die OPEC-Staaten durch eine Verringerung der Fördermengen zu stabilisieren, zuletzt hat Saudi-Arabien seine Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag gedrosselt. Zwar sollen diese Kürzungen über die nächsten Monate in kleinen Schritten zurückgenommen werden, doch angesichts der schwachen Nachfrage, die in der nächsten Zeit durch die Auswirkungen der Corona Pandemie auch nicht deutlich ansteigen dürfte, könnten schon diese kleinen Mengen den Ölpreis unter Druck setzen", fasse der Experte die Lage zusammen. Er halte es für sehr wahrscheinlich, dass die OPEC weitere Begrenzungen der Fördermengen in den einzelnen Ländern beschließen werde, sollte Venezuela es tatsächlich schaffen, seinen Output an Öl wesentlich zu steigern. Sadowski habe jedoch einige berechtigte Zweifel, an der Umsetzbarkeit von Maduros Plan.
"Präsident Maduro hat bereits einige Maßnahmen in die Wege geleitet, um die Ölförderung in Venezuela wieder anzukurbeln. Allerdings muss er dieses dann auch verkaufen können. Das dürfte schwierig werden, denn solange Maduro sich mit aller Kraft an sein Amt als Präsident klammert, stehen die Chancen schlecht, dass die USA ihre Sanktionen gegen das Land lockern - und diese waren einer der Gründe, warum es überhaupt so schnell bergab mit Venezuelas Ölindustrie ging." Tatsächlich hätten die USA Venezuela weitgehend von den internationalen Energie- und Finanzmärkten abgeschnitten, um Maduro dazu zu zwingen, das Präsidentenamt an den international anerkannten Interims-Präsidenten Juan Guaido abzugeben - bislang allerdings ohne erkennbaren Erfolg.
"Konsequenz der Sanktionen ist aber der Verfall der gesamten Infrastruktur, die zur Ölförderung erforderlich ist, denn ohne das Geld aus dem Ölverkauf konnte das Land den Unterhalt und die dringend notwendigen Instandhaltungsarbeiten nicht mehr finanzieren, von neuen Investitionen gar nicht zu sprechen. Inzwischen ist die Öl-Infrastruktur so marode, dass Schätzungen zufolge Investitionen von mindestens 200 Milliarden US-Dollar über die nächsten zehn Jahre erfolgen müssten, um die Fördermenge auf 2,6 Millionen Barrel zu steigern. Woher sollte eine solche Summe denn kommen?", frage Sadowski. "Kein internationales Unternehmen wird sich gegen die US Sanktionen stellen. Hinzu kommt, dass das Land nicht unbedingt als sicheres Pflaster für Investoren gilt, dafür wurden zu oft Betriebe enteignet. Politische Unruhen und Sicherheitsbedenken in vielen Regionen des Landes tun ihr Übriges, um Unternehmen abzuschrecken."
Für Sadowski stehe daher fest: Solange Nicolas Maduro sich an die Macht klammere, werde Venezuela nicht zu alter Größe zurückfinden. "Maduro hat sich den Sanktionen der USA nun bereits so lange widersetzt, da ist es unwahrscheinlich, dass er jetzt noch nachgeben wird. Der Verlust seines Amtes hätte außerdem auch für ihn selbst gravierende Folgen, denn das US-Justizministerium hat Anklage gegen ihn und weitere Mitglieder seines Regimes u.a. wegen Drogenhandel, Korruption und Narkoterrorismus erhoben. Würde er ausgeliefert, stünde ihm eine jahrzehntelange Haft in den USA bevor." Aber auch ein unfreiwilliger Machtwechsel in Caracas sei unwahrscheinlich, zu zersplittert seien die oppositionellen Kräfte des Landes. Und so dürfte es in Venezuela in absehbarer Zeit nicht bergaufgehen und das Land trotz seiner reichen Bodenschätze keine Gefahr für den Ölpreis darstellen. (16.04.2021/ac/a/m)
Seien es 2016 noch rund 2,1 Millionen Barrel pro Tag gewesen, seien 2020 nur rund 500.000 Barrel pro Tag aus dem Boden gepumpt worden, obwohl das Land über eines der größten Ölvorkommen der Welt verfüge und jeden Cent brauche, um die zusammengebrochene Wirtschaft wiederaufzubauen. Der selbsternannte Präsident Nicolas Maduro wolle den Energie-Sektor nun wieder zu alter Größe führen und die Fördermenge steigern. Fraglich sei allerdings, ob ihm das in absehbarer Zeit gelingen könne, denn es gebe einige Faktoren, die diesen Plan zum Scheitern verurteilen dürften. Aber was, wenn es doch gelinge? Was das für den Ölpreis bedeuten würde, erkläre Sascha Sadowski, Marktexperte beim Online-Broker LYNX.
"Präsident Maduro hat bereits einige Maßnahmen in die Wege geleitet, um die Ölförderung in Venezuela wieder anzukurbeln. Allerdings muss er dieses dann auch verkaufen können. Das dürfte schwierig werden, denn solange Maduro sich mit aller Kraft an sein Amt als Präsident klammert, stehen die Chancen schlecht, dass die USA ihre Sanktionen gegen das Land lockern - und diese waren einer der Gründe, warum es überhaupt so schnell bergab mit Venezuelas Ölindustrie ging." Tatsächlich hätten die USA Venezuela weitgehend von den internationalen Energie- und Finanzmärkten abgeschnitten, um Maduro dazu zu zwingen, das Präsidentenamt an den international anerkannten Interims-Präsidenten Juan Guaido abzugeben - bislang allerdings ohne erkennbaren Erfolg.
"Konsequenz der Sanktionen ist aber der Verfall der gesamten Infrastruktur, die zur Ölförderung erforderlich ist, denn ohne das Geld aus dem Ölverkauf konnte das Land den Unterhalt und die dringend notwendigen Instandhaltungsarbeiten nicht mehr finanzieren, von neuen Investitionen gar nicht zu sprechen. Inzwischen ist die Öl-Infrastruktur so marode, dass Schätzungen zufolge Investitionen von mindestens 200 Milliarden US-Dollar über die nächsten zehn Jahre erfolgen müssten, um die Fördermenge auf 2,6 Millionen Barrel zu steigern. Woher sollte eine solche Summe denn kommen?", frage Sadowski. "Kein internationales Unternehmen wird sich gegen die US Sanktionen stellen. Hinzu kommt, dass das Land nicht unbedingt als sicheres Pflaster für Investoren gilt, dafür wurden zu oft Betriebe enteignet. Politische Unruhen und Sicherheitsbedenken in vielen Regionen des Landes tun ihr Übriges, um Unternehmen abzuschrecken."
Für Sadowski stehe daher fest: Solange Nicolas Maduro sich an die Macht klammere, werde Venezuela nicht zu alter Größe zurückfinden. "Maduro hat sich den Sanktionen der USA nun bereits so lange widersetzt, da ist es unwahrscheinlich, dass er jetzt noch nachgeben wird. Der Verlust seines Amtes hätte außerdem auch für ihn selbst gravierende Folgen, denn das US-Justizministerium hat Anklage gegen ihn und weitere Mitglieder seines Regimes u.a. wegen Drogenhandel, Korruption und Narkoterrorismus erhoben. Würde er ausgeliefert, stünde ihm eine jahrzehntelange Haft in den USA bevor." Aber auch ein unfreiwilliger Machtwechsel in Caracas sei unwahrscheinlich, zu zersplittert seien die oppositionellen Kräfte des Landes. Und so dürfte es in Venezuela in absehbarer Zeit nicht bergaufgehen und das Land trotz seiner reichen Bodenschätze keine Gefahr für den Ölpreis darstellen. (16.04.2021/ac/a/m)