So tickt die Börse: Hot Stocks mahnen zur Vorsicht
24.02.20 10:20
Heibel-Ticker
Berlin (www.aktiencheck.de) - Apple (ISIN US0378331005/ WKN 865985) hat zum Beginn der Woche mit einer Hiobsbotschaft die Märkte geschockt: Nur wenige Wochen nach Veröffentlichung der offiziellen Unternehmensprognose rudert CEO Tim Cook zurück und warnt, dass man aufgrund des Coronavirus vermutlich das ausgegebene Umsatzziel nicht erreichen werde, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker".
Ursächlich dafür seien sowohl der Nachfrageeinbruch in China als auch Probleme mit Zulieferern für die Produktion, deren Fabriken derzeit geschlossen seien oder nur langsam anlaufen würden.
Stephan Heibel von "Heibel-Ticker" hätte erwartet, dass ein solcher Kommentar von einem der größten Konzerne der Welt der Rally den Stecker ziehe. Apple und all seine Zulieferer würden nun einbrechen, habe Heibel gefürchtet.
Es habe nur zwei Tage gedauert, bis Apple wieder auf das Niveau seines Allzeithochs zurückgekrochen sei. Und auch die Apple-Zulieferer sowie die gesamte Chipindustrie habe nicht lange gebraucht, um diesen Schock zu verarbeiten. Was sei da los? Ich habe selten eine so robuste Aktienmarktrally gesehen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker" weiter.
Die Zahlen, die aus China gemeldet würden, würden von einer Beruhigung um das Coronavirus künden. Sowohl die Ansteckungsquote als auch die Opferzahlen würden immer langsamer wachsen. Sorge bereite der Rest der Welt. China habe mit drakonischen Maßnahmen (Quarantäne für 50 Mio. Chinesen) Erfolg. Ob die Virusausbreitung jedoch in anderen Ländern ebenso konsequent bekämpft werde, bleibe abzuwarten. Am 20.02. sei die Zahl der Infizierten in Südkorea, Japan und Singapur sprunghaft angestiegen.
So die Gesundheitsstatistik. Die Wirtschaftsstatistik werde man erst in den kommenden Wochen sehen. Am 21.02. habe die internationale Flugbehörde IATA bekannt gegeben, dass Fluggesellschaften durch das Coronavirus etwa 29 Mrd. USD an Umsatzausfall zu beklagen haben würden. Die größten Ausfälle würden natürlich im asiatischen Raum erwartet.
Und dann sei nun Michael Bloomberg in den Präsidentschaftswahlkampf eingestiegen. Letzte Woche habe er erstmal an einer TV-Debatte der nunmehr sechs Kandidaten teilgenommen. Er habe ein recht armes Bild abgegeben, was wenig überrasche: Alle fünf anderen Kandidaten, stark links orientierte Demokraten, hätten auf dem Selfmade-Milliardär herumgehackt. Nach der Sendung habe Bloomberg gekontert, indem er seine Kontrahenten als Schwätzer abgetan und seine Erfolge aufgezählt habe. Dem verwirrten Betrachter bleibe im Kopf, dass sich die Demokraten in den USA selber zerlegen würden, wie SPD und CDU in Deutschland. Derzeit einziger Profiteur des Chaos: Donald Trump.
Und Donald Trump sei an der Wallstreet beliebt. Wenn seine Chancen steigen würden, wiedergewählt zu werden, würden die Aktienmärkte steigen. Wenn sich also die Demokraten gegenseitig zerlegen würden, dann würden die Aktienmärkte steigen. So einfach sei das.
Erst am vergangenen Freitag habe ich einen Blick auf die Brokerlandschaft in Deutschland geworfen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker". Aus den USA eine weitere Meldung, die aufhorchen lasse: Das Traditionsbankhaus Morgan Stanley (ISIN US6174464486/ WKN 885836) kaufe E-Trade, das ehemalige Enfant terrible der Branche. Bei Morgan Stanley werde jeder Kunde individuell betreut. Bei E-Trade würden die Kunden selber handeln. Wie passe das zusammen?
Ende letzten Jahres hätten Charles Schwab (ISIN US8085131055/ WKN 874171) und Ameritrade (ISIN US87236Y1082/ WKN A0H1BG) ihre Fusion bekannt gegeben. Als Grund habe Stephan Heibel damals das "Race to the Bottom" genannt: Welcher Broker senke die Ordergebühren schneller? Mit Robin Hood sei in den USA ein Broker mit 0 USD Gebühren unterwegs, dem insbesondere die jungen Kunden die Bude einlaufen würden. Der Vorteil: Schon kleine Beträge würden sich anlegen lassen, ohne dass die Kosten einen eventuellen Gewinn auffressen würden. Zudem sei die Smartphone-App von Robin Hood denkbar einfach zu bedienen.
Geld verdienen tue Robin Hood zum einen durch die Zinsdifferenz zwischen Kundenzinsen und Einlagenzins bei der FED. Dabei werde mit unterschiedlichen Laufzeiten gespielt, sodass am Ende hinterm Komma ein bisschen was übrig bleibe, ohne Fälligkeiten zu missachten. Je größer das Volumen, desto größer der Gewinn.
Zum anderen verkaufe Robin Hood die Orders seiner Kunden an einen Hedgefonds (Stephan Heibel meine, es sei Citadel). Citadel betreibe also Eigenhandel gegen die Kunden von Robin Hood. Aus Dank für das Ordervolumen werde den Kunden nichts berechnet. Auch die üblichen Börsengebühren würden bei diesem Geschäftsmodell wegfallen. Vielen Dank an Flatex-CEO Frank Niehage, der Stephan Heibel auf diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht habe.
In Deutschland dürften die Kundenorders nicht an Hedgefonds verkauft werden, Kundenorders müssten letztlich über Börsen abgewickelt werden. Das Geschäftsmodell von Robin Hood würde hier also derzeit nicht funktionieren: Weder das Zinsniveau, noch die rechtlichen Rahmenbedingungen ließen das zu.
In den USA seien nun die drei großen Online-Broker erst einmal weg vom Markt. Traditionshäuser, die neue Kunden suchen würden, um ihr Handelsvolumen zu vergrößern, hätten keine große Auswahl an Übernahmekandidaten mehr. Und es sei schwer, ohne entsprechende Volumensteigerung Investitionen in die Handelsplattform zu stemmen. Denn Stephan Heibel glaube nicht, dass Morgan Stanley, Goldman Sachs (ISIN US38141G1040/ WKN 920332) oder J.P. Morgan (ISIN US46625H1005/ WKN 850628) ihr Ordervolumen anderen abgeben würden.
Flatex (ISIN DE000FTG1111/ WKN FTG111) sei auf dem Weg zur Größe bereits ganz gut unterwegs, immerhin werde derzeit die jüngst übernommene DeGiro technologisch integriert. Die Commerzbank (ISIN US46625H1005/ WKN 850628) habe ihre Comdirect (ISIN DE0005428007/ WKN 542800) zurückgeholt. Ansonsten sehe es in Deutschland recht mau aus. Was sich Stephan Heibel nun mal anschauen werde, sei Trade Republic, der 0 EUR Broker in Deutschland, der wie Robin Hood den Markt aufmischen möchte.
Vor einer Woche sei bekannt geworden, dass Wirecard (ISIN DE0007472060/ WKN 747206) Ende Januar einen Gerichtstermin habe verschieben lassen. Irgendwie sei die Formulierung dieser Meldung ziemlich kontrovers diskutiert worden: Die einen hätten darauf hingewiesen, dass der Prozess nunmehr ruhen würde, was nicht mehr weit entfernt von einer Einstellung des Verfahrens gegen die "Financial Times" wäre, so die einen. Immerhin gehe es um eine Menge, denn aufgrund diverser Vorwürfe der "Financial Times" seien mehrere Milliarden an Marktkapitalisierung vernichtet worden. Sollte die "Financial Times" zu Entschädigungszahlungen verpflichtet werden, könnte es das Ende dieses Mediums bedeuten.
Auf der anderen Seite gebe es gute Gründe, das Verfahren zu diesem Zeitpunkt nicht voranzutreiben: KPMG sei als unabhängiger Prüfer im Haus und werde seinen Bericht im Q1 des laufenden Jahres veröffentlichen. Wirecard habe noch keine Einsicht in die Unterlagen, während die "Financial Times" wohl schon Einsicht gehabt habe. Da wäre man vor Gericht nicht auf dem gleichen Kenntnisstand. Also warte Wirecard wohl lieber noch ein wenig ab.
Hätte Wirecard eine weiße Weste, bräuchten sie nicht abwarten, so die blauäugige Befürchtung. Doch wer die Geschichte verfolgt habe, der wisse, dass natürlich ein paar Flecken auf der Weste von Wirecard vorhanden seien. Es bleibe abzuwarten, ob es der "Financial Times" gelinge, die Weste aufgrund der Flecken entsorgen zu lassen, oder ob ein Vollwaschgang helfen könne.
Puh, es bleibe spannend. Was bedeutet das für uns als Anleger: Nun, es ist ja nicht so, dass uns irgendjemand verpflichtet, mit Wirecard-Aktien zu spielen; unser Spielplatz ist groß genug, um diesem Kampf der Elefanten aus dem Weg zu gehen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker".
Bei 969 USD sei den meisten Anlegern schwindelig geworden, denn die Tesla-Aktie (ISIN US88160R1014/ WKN A1CX3T) habe sich zu diesem Kurs Anfang Februar mehr als verdreifacht. Binnen weniger Tage sei die Aktie um 25% eingebrochen. Stephan Heibel habe das Ende der Rally ausgerufen. Am 21.02. habe die Aktie wieder 25% höher gestanden als nach dem Ausverkauf. Alles sehe nach einem neuen Anlauf auf die 1.000 USD-Hürde aus. Sei es verfrüht gewesen, das Ende der Rally auszurufen?
Nun, wer genau gelesen habe, der wisse, dass Stephan Heibel nur das "vorübergehende" Ende ausgerufen habe. Und der Begriff "vorübergehend" sei natürlich dehnbar, habe also eine zeitliche Komponente. Nein, Stephan Heibel denke nicht, dass seine Aussage somit schon erfüllt worden sei, sondern er habe einen Zeithorizont von Wochen, vielleicht Monaten. Auf Sicht von mehreren Monaten dürfte die Aktie seiner Einschätzung nach kaum über das Allzeithoch bei 969 USD steigen.
Tesla (161) sei inzwischen fast doppelt so viel wert wie Ford (ISIN US3453708600/ WKN 502391) (31) und General Motors (ISIN US37045V1008/ WKN A1C9CM) (49) zusammen. Daimler (ISIN DE0007100000/ WKN 710000) (45), BMW (ISIN DE0005190003/ WKN 519000) (38) und Volkswagen (ISIN DE0007664039/ WKN 766403, Vz.) (76)(Summe 159) seien zusammen nicht mehr so viel wert wie Tesla alleine. Der Welt sei ein Licht aufgegangen: Tesla werde die Automobilwelt auf den Kopf stellen. Und dann komme noch das Solargeschäft von Tesla obendrauf, denn noch immer würden Kritiker Tesla vorwerfen, die Elektroautos mit Atom- oder Kohlestrom zu betreiben. Falsch, Tesla mausere sich zum größten Anbieter von Solarenergie.
Der Cybertruck fürs US-Militär? Der Tesla Semi Truck solle in Deutschland auch sonntags fahren dürfen? Die Spekulationen würden durch die Decke gehen.
Derweil würden sich die Tesla-Kritiker am Strohalm der Brennstoffzelle festhalten: Ballard Power (ISIN CA0585861085/ WKN A0RENB) habe sich binnen zwölf Monaten vervierfacht. Wasserstoffantieb für LKWs werde von Ballard Power derzeit entwickelt. Das Thema sei schon im Jahr 2000 so heiß gewesen, dass die Aktie damals durch die Decke gegangen sei. Doch zwischen einer revolutionären Idee über die Marktreife bis zur Profitabilität sei es ein weiter Weg. Tesla habe dies nun gerade mal für den E-Antrieb geschafft, da müsse nun die Brennstoffzelle erst einmal noch ein wenig warten.
Gleiches gelte für Plug Power (ISIN US72919P2020/ WKN A1JA81) (verfünffacht binnen zwölf Monaten, KUV 8) und auch die norwegische NEL ASA (ISIN NO0010081235/ WKN A0B733) (verdreifacht, KUV 34): Die Aktie stehe in keinem Verhältnis mehr zum Geschäft des Unternehmens. Das Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) von Ballard Power übrigens stehe bei 32. Ein KUV von 1 gelte als normal, manchmal werde für Wachstumsunternehmen das Zweifache des Umsatzes gezahlt. Gut, in der Cloud gehe das KUV manchmal bis 10 oder sogar 15, aber ein KUV von über 30 für Unternehmen, die nicht nur Bits und Bytes verschieben, sondern komplexe Ingenieurleistungen erbringen würden, sei absurd.
Das KUV von Tesla stehe bei 6 und spiegele in den Augen von Stephan Heibel ebenfalls schon einen großen Teil der Zukunftsfantasie wider. Als Tesla-Fan gehe Stephan Heibel davon aus, dass dieses Kursniveau schon bald durch die Geschäftsentwicklung untermauert werde, doch Stand heute würde er sagen, sei da zu viel Fantasie drin. Wer in einer der hier genannten Aktien spekuliert habe, dann würde Stephan Heibel sagen: Herzlichen Glückwunsch, man solle den Gewinn mitnehmen und sich was Schönes kaufen.
In China sei letzte Woche der Leitzins leicht gesenkt worden. Es sei mehr ein Zeichen der Chinesischen Zentralbank, dass man die Auswirkungen des Coronavirus mit geldpolitischen Maßnahmen abzufangen bereit sei. Auch die längerfristigen Refinanzierungszinsen seien gesenkt worden, um kleinen Unternehmen mehr finanziellen Handlungsspielraum zu verschaffen, den Einnahmeausfall zu überbrücken.
So sei die Börse in China um 4,2% angesprungen, während die anderen internationalen Aktienmärkte letzte Woche deutlich abgegeben hätten.
Die Flucht des Kapitals setze sich fort: Anleihen würden gekauft, deren Preise würden steigen und dadurch verringere sich die Verzinsung. So sei die Umlaufrendite in Deutschland wieder bei -0,44% angekommen, in den USA notiere die 10-jährige Staatsanleihe bei 1,46% wieder nahe einem historischen Tiefstand. Auch das Gold gelte als sicherer Hafen (+4,1%).
Die Baltic Dry Verschiffungsraten würden sich so langsam wieder erholen, nachdem China langsam wieder die Arbeit aufnehme. Der vorübergehende Einbruch der Verschiffungskosten um über 60% lasse deutliche Auswirkungen auf die Konjunktur erwarten, natürlich mit ein paar Wochen Verzögerung. (Ausgabe 8 vom 21.02.2020) (24.02.2020/ac/a/m)
Ursächlich dafür seien sowohl der Nachfrageeinbruch in China als auch Probleme mit Zulieferern für die Produktion, deren Fabriken derzeit geschlossen seien oder nur langsam anlaufen würden.
Stephan Heibel von "Heibel-Ticker" hätte erwartet, dass ein solcher Kommentar von einem der größten Konzerne der Welt der Rally den Stecker ziehe. Apple und all seine Zulieferer würden nun einbrechen, habe Heibel gefürchtet.
Es habe nur zwei Tage gedauert, bis Apple wieder auf das Niveau seines Allzeithochs zurückgekrochen sei. Und auch die Apple-Zulieferer sowie die gesamte Chipindustrie habe nicht lange gebraucht, um diesen Schock zu verarbeiten. Was sei da los? Ich habe selten eine so robuste Aktienmarktrally gesehen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker" weiter.
Die Zahlen, die aus China gemeldet würden, würden von einer Beruhigung um das Coronavirus künden. Sowohl die Ansteckungsquote als auch die Opferzahlen würden immer langsamer wachsen. Sorge bereite der Rest der Welt. China habe mit drakonischen Maßnahmen (Quarantäne für 50 Mio. Chinesen) Erfolg. Ob die Virusausbreitung jedoch in anderen Ländern ebenso konsequent bekämpft werde, bleibe abzuwarten. Am 20.02. sei die Zahl der Infizierten in Südkorea, Japan und Singapur sprunghaft angestiegen.
So die Gesundheitsstatistik. Die Wirtschaftsstatistik werde man erst in den kommenden Wochen sehen. Am 21.02. habe die internationale Flugbehörde IATA bekannt gegeben, dass Fluggesellschaften durch das Coronavirus etwa 29 Mrd. USD an Umsatzausfall zu beklagen haben würden. Die größten Ausfälle würden natürlich im asiatischen Raum erwartet.
Und dann sei nun Michael Bloomberg in den Präsidentschaftswahlkampf eingestiegen. Letzte Woche habe er erstmal an einer TV-Debatte der nunmehr sechs Kandidaten teilgenommen. Er habe ein recht armes Bild abgegeben, was wenig überrasche: Alle fünf anderen Kandidaten, stark links orientierte Demokraten, hätten auf dem Selfmade-Milliardär herumgehackt. Nach der Sendung habe Bloomberg gekontert, indem er seine Kontrahenten als Schwätzer abgetan und seine Erfolge aufgezählt habe. Dem verwirrten Betrachter bleibe im Kopf, dass sich die Demokraten in den USA selber zerlegen würden, wie SPD und CDU in Deutschland. Derzeit einziger Profiteur des Chaos: Donald Trump.
Und Donald Trump sei an der Wallstreet beliebt. Wenn seine Chancen steigen würden, wiedergewählt zu werden, würden die Aktienmärkte steigen. Wenn sich also die Demokraten gegenseitig zerlegen würden, dann würden die Aktienmärkte steigen. So einfach sei das.
Erst am vergangenen Freitag habe ich einen Blick auf die Brokerlandschaft in Deutschland geworfen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker". Aus den USA eine weitere Meldung, die aufhorchen lasse: Das Traditionsbankhaus Morgan Stanley (ISIN US6174464486/ WKN 885836) kaufe E-Trade, das ehemalige Enfant terrible der Branche. Bei Morgan Stanley werde jeder Kunde individuell betreut. Bei E-Trade würden die Kunden selber handeln. Wie passe das zusammen?
Ende letzten Jahres hätten Charles Schwab (ISIN US8085131055/ WKN 874171) und Ameritrade (ISIN US87236Y1082/ WKN A0H1BG) ihre Fusion bekannt gegeben. Als Grund habe Stephan Heibel damals das "Race to the Bottom" genannt: Welcher Broker senke die Ordergebühren schneller? Mit Robin Hood sei in den USA ein Broker mit 0 USD Gebühren unterwegs, dem insbesondere die jungen Kunden die Bude einlaufen würden. Der Vorteil: Schon kleine Beträge würden sich anlegen lassen, ohne dass die Kosten einen eventuellen Gewinn auffressen würden. Zudem sei die Smartphone-App von Robin Hood denkbar einfach zu bedienen.
Geld verdienen tue Robin Hood zum einen durch die Zinsdifferenz zwischen Kundenzinsen und Einlagenzins bei der FED. Dabei werde mit unterschiedlichen Laufzeiten gespielt, sodass am Ende hinterm Komma ein bisschen was übrig bleibe, ohne Fälligkeiten zu missachten. Je größer das Volumen, desto größer der Gewinn.
Zum anderen verkaufe Robin Hood die Orders seiner Kunden an einen Hedgefonds (Stephan Heibel meine, es sei Citadel). Citadel betreibe also Eigenhandel gegen die Kunden von Robin Hood. Aus Dank für das Ordervolumen werde den Kunden nichts berechnet. Auch die üblichen Börsengebühren würden bei diesem Geschäftsmodell wegfallen. Vielen Dank an Flatex-CEO Frank Niehage, der Stephan Heibel auf diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht habe.
In Deutschland dürften die Kundenorders nicht an Hedgefonds verkauft werden, Kundenorders müssten letztlich über Börsen abgewickelt werden. Das Geschäftsmodell von Robin Hood würde hier also derzeit nicht funktionieren: Weder das Zinsniveau, noch die rechtlichen Rahmenbedingungen ließen das zu.
In den USA seien nun die drei großen Online-Broker erst einmal weg vom Markt. Traditionshäuser, die neue Kunden suchen würden, um ihr Handelsvolumen zu vergrößern, hätten keine große Auswahl an Übernahmekandidaten mehr. Und es sei schwer, ohne entsprechende Volumensteigerung Investitionen in die Handelsplattform zu stemmen. Denn Stephan Heibel glaube nicht, dass Morgan Stanley, Goldman Sachs (ISIN US38141G1040/ WKN 920332) oder J.P. Morgan (ISIN US46625H1005/ WKN 850628) ihr Ordervolumen anderen abgeben würden.
Vor einer Woche sei bekannt geworden, dass Wirecard (ISIN DE0007472060/ WKN 747206) Ende Januar einen Gerichtstermin habe verschieben lassen. Irgendwie sei die Formulierung dieser Meldung ziemlich kontrovers diskutiert worden: Die einen hätten darauf hingewiesen, dass der Prozess nunmehr ruhen würde, was nicht mehr weit entfernt von einer Einstellung des Verfahrens gegen die "Financial Times" wäre, so die einen. Immerhin gehe es um eine Menge, denn aufgrund diverser Vorwürfe der "Financial Times" seien mehrere Milliarden an Marktkapitalisierung vernichtet worden. Sollte die "Financial Times" zu Entschädigungszahlungen verpflichtet werden, könnte es das Ende dieses Mediums bedeuten.
Auf der anderen Seite gebe es gute Gründe, das Verfahren zu diesem Zeitpunkt nicht voranzutreiben: KPMG sei als unabhängiger Prüfer im Haus und werde seinen Bericht im Q1 des laufenden Jahres veröffentlichen. Wirecard habe noch keine Einsicht in die Unterlagen, während die "Financial Times" wohl schon Einsicht gehabt habe. Da wäre man vor Gericht nicht auf dem gleichen Kenntnisstand. Also warte Wirecard wohl lieber noch ein wenig ab.
Hätte Wirecard eine weiße Weste, bräuchten sie nicht abwarten, so die blauäugige Befürchtung. Doch wer die Geschichte verfolgt habe, der wisse, dass natürlich ein paar Flecken auf der Weste von Wirecard vorhanden seien. Es bleibe abzuwarten, ob es der "Financial Times" gelinge, die Weste aufgrund der Flecken entsorgen zu lassen, oder ob ein Vollwaschgang helfen könne.
Puh, es bleibe spannend. Was bedeutet das für uns als Anleger: Nun, es ist ja nicht so, dass uns irgendjemand verpflichtet, mit Wirecard-Aktien zu spielen; unser Spielplatz ist groß genug, um diesem Kampf der Elefanten aus dem Weg zu gehen, so Stephan Heibel von "Heibel-Ticker".
Bei 969 USD sei den meisten Anlegern schwindelig geworden, denn die Tesla-Aktie (ISIN US88160R1014/ WKN A1CX3T) habe sich zu diesem Kurs Anfang Februar mehr als verdreifacht. Binnen weniger Tage sei die Aktie um 25% eingebrochen. Stephan Heibel habe das Ende der Rally ausgerufen. Am 21.02. habe die Aktie wieder 25% höher gestanden als nach dem Ausverkauf. Alles sehe nach einem neuen Anlauf auf die 1.000 USD-Hürde aus. Sei es verfrüht gewesen, das Ende der Rally auszurufen?
Nun, wer genau gelesen habe, der wisse, dass Stephan Heibel nur das "vorübergehende" Ende ausgerufen habe. Und der Begriff "vorübergehend" sei natürlich dehnbar, habe also eine zeitliche Komponente. Nein, Stephan Heibel denke nicht, dass seine Aussage somit schon erfüllt worden sei, sondern er habe einen Zeithorizont von Wochen, vielleicht Monaten. Auf Sicht von mehreren Monaten dürfte die Aktie seiner Einschätzung nach kaum über das Allzeithoch bei 969 USD steigen.
Tesla (161) sei inzwischen fast doppelt so viel wert wie Ford (ISIN US3453708600/ WKN 502391) (31) und General Motors (ISIN US37045V1008/ WKN A1C9CM) (49) zusammen. Daimler (ISIN DE0007100000/ WKN 710000) (45), BMW (ISIN DE0005190003/ WKN 519000) (38) und Volkswagen (ISIN DE0007664039/ WKN 766403, Vz.) (76)(Summe 159) seien zusammen nicht mehr so viel wert wie Tesla alleine. Der Welt sei ein Licht aufgegangen: Tesla werde die Automobilwelt auf den Kopf stellen. Und dann komme noch das Solargeschäft von Tesla obendrauf, denn noch immer würden Kritiker Tesla vorwerfen, die Elektroautos mit Atom- oder Kohlestrom zu betreiben. Falsch, Tesla mausere sich zum größten Anbieter von Solarenergie.
Der Cybertruck fürs US-Militär? Der Tesla Semi Truck solle in Deutschland auch sonntags fahren dürfen? Die Spekulationen würden durch die Decke gehen.
Derweil würden sich die Tesla-Kritiker am Strohalm der Brennstoffzelle festhalten: Ballard Power (ISIN CA0585861085/ WKN A0RENB) habe sich binnen zwölf Monaten vervierfacht. Wasserstoffantieb für LKWs werde von Ballard Power derzeit entwickelt. Das Thema sei schon im Jahr 2000 so heiß gewesen, dass die Aktie damals durch die Decke gegangen sei. Doch zwischen einer revolutionären Idee über die Marktreife bis zur Profitabilität sei es ein weiter Weg. Tesla habe dies nun gerade mal für den E-Antrieb geschafft, da müsse nun die Brennstoffzelle erst einmal noch ein wenig warten.
Gleiches gelte für Plug Power (ISIN US72919P2020/ WKN A1JA81) (verfünffacht binnen zwölf Monaten, KUV 8) und auch die norwegische NEL ASA (ISIN NO0010081235/ WKN A0B733) (verdreifacht, KUV 34): Die Aktie stehe in keinem Verhältnis mehr zum Geschäft des Unternehmens. Das Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) von Ballard Power übrigens stehe bei 32. Ein KUV von 1 gelte als normal, manchmal werde für Wachstumsunternehmen das Zweifache des Umsatzes gezahlt. Gut, in der Cloud gehe das KUV manchmal bis 10 oder sogar 15, aber ein KUV von über 30 für Unternehmen, die nicht nur Bits und Bytes verschieben, sondern komplexe Ingenieurleistungen erbringen würden, sei absurd.
Das KUV von Tesla stehe bei 6 und spiegele in den Augen von Stephan Heibel ebenfalls schon einen großen Teil der Zukunftsfantasie wider. Als Tesla-Fan gehe Stephan Heibel davon aus, dass dieses Kursniveau schon bald durch die Geschäftsentwicklung untermauert werde, doch Stand heute würde er sagen, sei da zu viel Fantasie drin. Wer in einer der hier genannten Aktien spekuliert habe, dann würde Stephan Heibel sagen: Herzlichen Glückwunsch, man solle den Gewinn mitnehmen und sich was Schönes kaufen.
In China sei letzte Woche der Leitzins leicht gesenkt worden. Es sei mehr ein Zeichen der Chinesischen Zentralbank, dass man die Auswirkungen des Coronavirus mit geldpolitischen Maßnahmen abzufangen bereit sei. Auch die längerfristigen Refinanzierungszinsen seien gesenkt worden, um kleinen Unternehmen mehr finanziellen Handlungsspielraum zu verschaffen, den Einnahmeausfall zu überbrücken.
So sei die Börse in China um 4,2% angesprungen, während die anderen internationalen Aktienmärkte letzte Woche deutlich abgegeben hätten.
Die Flucht des Kapitals setze sich fort: Anleihen würden gekauft, deren Preise würden steigen und dadurch verringere sich die Verzinsung. So sei die Umlaufrendite in Deutschland wieder bei -0,44% angekommen, in den USA notiere die 10-jährige Staatsanleihe bei 1,46% wieder nahe einem historischen Tiefstand. Auch das Gold gelte als sicherer Hafen (+4,1%).
Die Baltic Dry Verschiffungsraten würden sich so langsam wieder erholen, nachdem China langsam wieder die Arbeit aufnehme. Der vorübergehende Einbruch der Verschiffungskosten um über 60% lasse deutliche Auswirkungen auf die Konjunktur erwarten, natürlich mit ein paar Wochen Verzögerung. (Ausgabe 8 vom 21.02.2020) (24.02.2020/ac/a/m)
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