Wirecard: Kronzeuge packt aus - Aktienanalyse
19.12.22 17:34
Der Aktionär
Kulmbach (www.aktiencheck.de) - Wirecard-Aktienanalyse von "Der Aktionär":
Nikolas Kessler vom Anlegermagazin "Der Aktionär" nimmt in einer aktuellen Aktienanalyse die Wirecard-Aktie (ISIN: DE0007472060, WKN: 747206, Ticker-Symbol: WDI, Nasdaq OTC-Symbol: WRCDF) unter die Lupe.
Im Wirecard-Prozess habe der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft den früheren Vorstandschef Markus Braun am Montag als maßgebliche Figur bei jahrelangem Milliardenbetrug beschuldigt. "Wirecard war ein Krebsgeschwür", habe der mitangeklagte Manager Oliver Bellenhaus vor dem Landgericht München gesagt. Es habe "ein System des organisierten Betrugs" gegeben, Braun sei ein "absolutistischer CEO" gewesen.
Braun und Bellenhaus würden seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzen, dritter Angeklagter sei der frühere Wirecard-Chefbuchhalter. Die Staatsanwaltschaft werfe den drei Angeklagten und weiteren Beschuldigten vor, eine kriminelle Betrügerbande gebildet und mit erfundenen Gewinnen die Kreditgeber des 2020 zusammengebrochenen DAX-Konzerns um 3,1 Mrd. Euro geprellt zu haben. Braun bestreite die Vorwürfe.
"Er sieht sich als Opfer, und das ist ein bekanntes Muster", habe Bellenhaus über seinen früheren Chef gesagt. Braun habe bis zum Kollaps des Bezahldienstleisters im Juni 2020 jahrelange Zweifel an den Bilanzen immer in Bausch und Bogen zurückgewiesen. "Blinde Loyalität" zu Braun und dem seit zweieinhalb Jahren flüchtigen früheren Vertriebsvorstand Jan Marsalek habe ihn das Gesetz brechen lassen und ins Gefängnis gebracht, habe Bellenhaus gesagt.
Der 49-Jährige habe am dritten Prozesstag als erster der drei Angeklagten zur Sache ausgesagt. Er sei auch der einzige, der die Vorwürfe einräume. "Ich bin erschrocken über mein eigenes Leben", habe der Kronzeuge gesagt und betont, wie sehr er den immensen Schaden bereue. Aus Bellenhaus' Aussage sei aber nicht hervorgegangen, wann die Betrügereien begonnen hätten und wie die Wirecard-Bande sich formiert haben solle. Brauns Verteidigung werfe ihm vor, Firmengelder in Millionenhöhe auf die Seite geschafft und veruntreut zu haben. Bellenhaus sitze trotz Kronzeugenrolle wie Braun seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft.
"Aus kleinen Lügen wurden große Lügen", habe Bellenhaus die Anfänge der kriminellen Geschäfte im Ungefähren gelassen. Er habe allerdings von mehreren Besprechungen berichtet, an denen Braun und andere Beschuldigte teilgenommen und beraten haben sollten, wie die Fassade der erfundenen Geschäfte gewahrt werden könne.
Braun selbst bestreite die Vorwürfe bislang. Über seine Verteidiger habe er erklären lassen, dass die vermissten Milliarden tatsächlich existiert hätten, aber immense Summen von Bellenhaus und anderen Betrügern auf die Seite geschafft worden seien.
Brauns Anwalt Alfred Dierlamm erhebe indes schwere Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft und wolle den Prozess deshalb stoppen lassen. Dierlamm werfe den Ermittlern vor, erst viel zu spät mit der Untersuchung der tatsächlichen Zahlungsflüsse begonnen zu haben.
Die Verfahrensbeteiligten würden mit neuen Unterlagen überflutet, habe der Anwalt gesagt - kurz vor Prozessbeginn 44.000 PDF-Seiten, danach noch einmal weitere 11.000 Seiten. "Die Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft in zwei Jahren Verfahren versäumt hat und jetzt parallel zur laufenden Hauptverhandlung durchgeführt werden, sind ein Fass ohne Boden", habe der Verteidiger gesagt.
Dierlamms zweiter, ebenso schwerwiegender Vorwurf laute, dass die Staatsanwaltschaft der Verteidigung wesentliche Unterlagen vorenthalten habe.
Die Staatsanwaltschaft habe die Kritik zurückgewiesen. "Die Akten zu dieser Anklageerhebung sind vollständig", habe die Ermittlungsbehörde auf Anfrage erklärt. Die von Braun und Dierlamm angeführten Milliarden auf den Konten ehemaliger Wirecard-Geschäftspartner würden demnach Geschäfte betreffen, die gar nicht Teil der Anklage und somit für das Verfahren irrelevant seien. Die Kammer habe noch nicht über den Aussetzungsantrag entschieden.
Die juristische Aufarbeitung des Wirecard-Skandals laufe nun zwar, dürfte sich aber noch bis ins Jahr 2024 hinziehen - zumal sich vom ersten Prozesstag an ein Kampf mit harten Bandagen abgezeichnet habe. Geschädigte Anleger, die auf Schadenersatz hoffen würden, würden also noch jede Menge Geduld brauchen, so Nikolas Kessler vom Anlegermagazin "Der Aktionär" in einer aktuellen Aktienanalyse. (Analyse vom 19.12.2022)
(Mit Material von dpa-AFX)
Bitte beachten Sie auch Informationen zur Offenlegungspflicht bei Interessenskonflikten im Sinne der Richtlinie 2014/57/EU und entsprechender Verordnungen der EU unter folgendem Link.
Börsenplätze Wirecard-Aktie:
Börse Hamburg-Aktienkurs Wirecard-Aktie:
0,0127 EUR -15,33% (19.12.2022, 17:00)
ISIN Wirecard-Aktie:
DE0007472060
WKN Wirecard-Aktie:
747206
Ticker-Symbol Wirecard-Aktie Deutschland:
WDI
Nasdaq OTC Ticker-Symbol Wirecard-Aktie:
WRCDF
Kurzprofil Wirecard AG:
Die Wirecard AG (ISIN: DE0007472060, WKN: 747206, Ticker-Symbol: WDI, Nasdaq OTC-Symbol: WRCDF) mit Sitz in Aschheim war bis zur Insolvenz ein Anbieter von Outsourcing- und White-Label-Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr. Wirecard unterstützte Unternehmen dabei, elektronische Zahlungen aus allen Vertriebskanälen anzunehmen.
Am 25.06.2020 stellte das Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. (19.12.2022/ac/a/nw)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:
Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.
Nikolas Kessler vom Anlegermagazin "Der Aktionär" nimmt in einer aktuellen Aktienanalyse die Wirecard-Aktie (ISIN: DE0007472060, WKN: 747206, Ticker-Symbol: WDI, Nasdaq OTC-Symbol: WRCDF) unter die Lupe.
Im Wirecard-Prozess habe der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft den früheren Vorstandschef Markus Braun am Montag als maßgebliche Figur bei jahrelangem Milliardenbetrug beschuldigt. "Wirecard war ein Krebsgeschwür", habe der mitangeklagte Manager Oliver Bellenhaus vor dem Landgericht München gesagt. Es habe "ein System des organisierten Betrugs" gegeben, Braun sei ein "absolutistischer CEO" gewesen.
Braun und Bellenhaus würden seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzen, dritter Angeklagter sei der frühere Wirecard-Chefbuchhalter. Die Staatsanwaltschaft werfe den drei Angeklagten und weiteren Beschuldigten vor, eine kriminelle Betrügerbande gebildet und mit erfundenen Gewinnen die Kreditgeber des 2020 zusammengebrochenen DAX-Konzerns um 3,1 Mrd. Euro geprellt zu haben. Braun bestreite die Vorwürfe.
"Er sieht sich als Opfer, und das ist ein bekanntes Muster", habe Bellenhaus über seinen früheren Chef gesagt. Braun habe bis zum Kollaps des Bezahldienstleisters im Juni 2020 jahrelange Zweifel an den Bilanzen immer in Bausch und Bogen zurückgewiesen. "Blinde Loyalität" zu Braun und dem seit zweieinhalb Jahren flüchtigen früheren Vertriebsvorstand Jan Marsalek habe ihn das Gesetz brechen lassen und ins Gefängnis gebracht, habe Bellenhaus gesagt.
Der 49-Jährige habe am dritten Prozesstag als erster der drei Angeklagten zur Sache ausgesagt. Er sei auch der einzige, der die Vorwürfe einräume. "Ich bin erschrocken über mein eigenes Leben", habe der Kronzeuge gesagt und betont, wie sehr er den immensen Schaden bereue. Aus Bellenhaus' Aussage sei aber nicht hervorgegangen, wann die Betrügereien begonnen hätten und wie die Wirecard-Bande sich formiert haben solle. Brauns Verteidigung werfe ihm vor, Firmengelder in Millionenhöhe auf die Seite geschafft und veruntreut zu haben. Bellenhaus sitze trotz Kronzeugenrolle wie Braun seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft.
"Aus kleinen Lügen wurden große Lügen", habe Bellenhaus die Anfänge der kriminellen Geschäfte im Ungefähren gelassen. Er habe allerdings von mehreren Besprechungen berichtet, an denen Braun und andere Beschuldigte teilgenommen und beraten haben sollten, wie die Fassade der erfundenen Geschäfte gewahrt werden könne.
Braun selbst bestreite die Vorwürfe bislang. Über seine Verteidiger habe er erklären lassen, dass die vermissten Milliarden tatsächlich existiert hätten, aber immense Summen von Bellenhaus und anderen Betrügern auf die Seite geschafft worden seien.
Brauns Anwalt Alfred Dierlamm erhebe indes schwere Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft und wolle den Prozess deshalb stoppen lassen. Dierlamm werfe den Ermittlern vor, erst viel zu spät mit der Untersuchung der tatsächlichen Zahlungsflüsse begonnen zu haben.
Die Verfahrensbeteiligten würden mit neuen Unterlagen überflutet, habe der Anwalt gesagt - kurz vor Prozessbeginn 44.000 PDF-Seiten, danach noch einmal weitere 11.000 Seiten. "Die Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft in zwei Jahren Verfahren versäumt hat und jetzt parallel zur laufenden Hauptverhandlung durchgeführt werden, sind ein Fass ohne Boden", habe der Verteidiger gesagt.
Dierlamms zweiter, ebenso schwerwiegender Vorwurf laute, dass die Staatsanwaltschaft der Verteidigung wesentliche Unterlagen vorenthalten habe.
Die Staatsanwaltschaft habe die Kritik zurückgewiesen. "Die Akten zu dieser Anklageerhebung sind vollständig", habe die Ermittlungsbehörde auf Anfrage erklärt. Die von Braun und Dierlamm angeführten Milliarden auf den Konten ehemaliger Wirecard-Geschäftspartner würden demnach Geschäfte betreffen, die gar nicht Teil der Anklage und somit für das Verfahren irrelevant seien. Die Kammer habe noch nicht über den Aussetzungsantrag entschieden.
(Mit Material von dpa-AFX)
Bitte beachten Sie auch Informationen zur Offenlegungspflicht bei Interessenskonflikten im Sinne der Richtlinie 2014/57/EU und entsprechender Verordnungen der EU unter folgendem Link.
Börsenplätze Wirecard-Aktie:
Börse Hamburg-Aktienkurs Wirecard-Aktie:
0,0127 EUR -15,33% (19.12.2022, 17:00)
ISIN Wirecard-Aktie:
DE0007472060
WKN Wirecard-Aktie:
747206
Ticker-Symbol Wirecard-Aktie Deutschland:
WDI
Nasdaq OTC Ticker-Symbol Wirecard-Aktie:
WRCDF
Kurzprofil Wirecard AG:
Die Wirecard AG (ISIN: DE0007472060, WKN: 747206, Ticker-Symbol: WDI, Nasdaq OTC-Symbol: WRCDF) mit Sitz in Aschheim war bis zur Insolvenz ein Anbieter von Outsourcing- und White-Label-Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr. Wirecard unterstützte Unternehmen dabei, elektronische Zahlungen aus allen Vertriebskanälen anzunehmen.
Am 25.06.2020 stellte das Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. (19.12.2022/ac/a/nw)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:
Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.
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